Freitag, 9. Februar 2018

Ankunft in Ngorika

So, nachdem wir vorgestern Abend in Bremen gestartet sind und dann gestern Morgen nach Zwischenstopps in Amsterdam und Nairobi in Kilimanjaro, Tansania gelandet sind, sind wir nun im Happy Watoto Heim in Ngorika. Der gestrige Tag war doch erstmal sehr anstrengend. Nach der zwölfeinhalb stündigen Anreise wurden wir von Walther am Flughafen abgeholt. Walther kommt aus Holland und lebt seit 25 Jahre in Tansania. Er betreut uns die ersten Tage. Nachdem wir unser Gepäck auf seinen Pickup geladen hatten und uns erstmal an den Linksverkehr gewöhnen mussten, gab es nach einigen Kilometern einen lauten Knall - der Kühler war explodiert... So begann alles schon einmal abenteuerlich 😅 Er telefonierte kurz und organisierte uns einen kleinen Bus vom Happy Watoto Heim, der uns dann abholte. Walther zeigte uns zunächst unser Volontärhaus. Dort gibt es vier Zimmer mit jeweils eigenem Bad und einen Gemeinschaftsraum mit kleiner Sitzecke und Küche. Nachdem wir unser Gepäck abgestellt hatten, ging es direkt weiter. Walther zeigte uns das gesamte Gelände und stellte uns den Lehrer/innen und Betreuer/innen vor. Und dann ging das Abenteuer so richtig los... Wir fuhren jeder hinten auf einem Motorrad-Taxi ("Piki-Piki") runter in den nächsten Ort. Runter deswegen, da das Heim sehr hoch gelegen ist. Die Straße, nein, der Schotterweg hinunter ist der absolute Wahnsinn! Riesige Steine überall und man befürchtet die ganze Zeit, dass das Piki-Piki sofort wegrutscht und man ohne Helm und nur mit T-Shirt und dünner Stoffhose auf dem Schotter landet. Diese waghalsige Fahrt bis zur nächsten befestigten Straße dauert ca. 10 Minuten. Dort sind wir dann in einen Mini-Bus ("Dala-Dala") umgestiegen. Auf der normalen Straße sei es mit dem Piki-Piki zu gefährlich 🙈 Angekommen im Ort, haben wir erstmal einen Supermarkt aufgesucht, haben uns Sim-Karten gekauft und sind über einen Markt gelaufen. Ganz schön viele Eindrücke auf einmal... Zurück im Heim angekommen - nun den Weg mit dem Piki-Piki natürlich bergauf - konnten wir uns dann ein bisschen ausruhen. Abends hörten wir die Kinder dann ganz laut singen: das Abendgebet. Danach gibt es dann immer Essen. 
Durch dieses Singen wurden wir heute Morgen dann auch geweckt. Diesmal das Morgengebet. Nach dem Frühstück haben wir uns mit mehreren Mitarbeiter/innen zusammengesetzt und besprochen, wir unser Wochenablauf aussehen soll. Wir werden beide sowohl in der Schule, im Kindergarten, als auch mit den Sozialarbeiter/innen tätig sein. Mit den Sozialarbeiter/innen ging es dann auch direkt los und wir haben den ersten Hausbesuch gemacht. Dabei werden u.a. die Familien besucht, die für ihr Kind gerne einen Platz im Happy Watoto Heim hätten, da sie in völliger Armut leben und sich die Ernährung ihres Kindes kaum leisten können. Bei diesen Hausbesuchen wird dann geschaut, in wie fern die Angaben, die die Familien im Berwerbungsbrief gemacht haben, mit den realen Umständen übereinstimmen und ob z.B. das angegebene Alter des Kindes passen kann (Geburtsurkunden sind in Tansania eine Seltenheit). Bei dem ersten Hausbesuch waren wir direkt geschockt. Als wie auf das Grundstück fuhren, hielten wir das Wohnhaus der Familie für einen zerfallenen Tierstall. Aus zusammengenagelten Ästen und Plastik wurde dieses Haus gebaut (siehe Foto). Draußen davor zwei größere Steine mit einem Topf drauf. Dadrunter wird Feuer gemacht. Die Küche. Zustände, die man sich in Deutschland wirklich absolut nicht vorstellen kann. Nach dem Hausbesuch holten wir einen kleinen Jungen mit seiner Mama ab. Er hatte heute seinen ersten Tag im Kindergarten. Dort waren wir beide dann heute auch das erste Mal. Die Kinder kamen alle sofort auf uns zugelaufen und wollten uns alle anfassen, unsere Haare berühren und Fotos machen. Die waren sooo süß!!!! Anschließend ging es erneut zu einem Hausbesuch. Diesmal gab es zumindest Steinmauern. Die Familie (Oma, Mutter und Zwillingsmädchen) wohnen in einem einzigen kleinen Zimmer. Kein Strom, nur ein kleines Fenster. Gewaschen wird in dem Zimmer per Hand. Der ganze Boden war nass. Quer durch den Raum hängt die Wäsche zum Trocknen. Die Mutter erzählte von ihren Lebensumständen und starrte dabei immer wieder ins Leere - genauso wie die beiden kleinen dreijährigen Mädchen. Es ist schon heftig, so etwas zu sehen... Aber genau das spiegelt das wahre Leben hier in Tansania wider. 
Als wir am Nachmittag dann wieder zurück auf unserem Gelände waren, haben wir den ersten Kontakt zu den etwas größeren Kindern aufgebaut. Jede von uns hatte eine Traube von Kindern um sich herum - alle wollten auf den Arm genommen und gekuschelt werden und unsere Haare flechten und eindrehen 😊
Es waren bisher wirklich zwei aufregende Tage und es wird sicher noch etwas dauern, bis wir uns komplett eingelebt haben...

Bis dahin, 
Jacky & Isabel



 Hier sieht der Weg noch einigermaßen gut aus...

 Links auf dem Bild das oben beschriebene Wohnhaus

Vor dem Unterricht werden ein paar Sportübungen gemacht

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