Samstag, 17. Februar 2018

Eindrücke der Woche


Unsere erste richtige „Arbeitswoche“ ist nun um und jetzt haben wir auch einen Überblick über unsere Abläufe bekommen und in jeden Bereich bereits einmal reingeschaut. Am Montag begann die Woche erstmal nicht so schön für uns. Isabel war bei den Sozialarbeitern, die hatten jedoch nicht wirklich viel für sie zu tun, so dass sie den halben Tag Listen abgetippt hat. Ich saß in den ersten beiden Klassen und der Vorschulklasse und kam mir auch ziemlich nutzlos vor und hatte das Gefühl, dass ich regelrecht von den Lehrerinnen ignoriert wurde. Dazu muss man sagen, dass es allgemein so ist, dass man hier auf die Erwachsenen in den meisten Fällen selber zugehen muss. Ausgenommen sind die Betreuer/innen im Heim, die sind alle total herzlich. Vielleicht kommt bei den Lehrer/innen oft das Gefühl auf, dass die Volontärinnen zum Kontrollieren ihrer Arbeit da sind, was ja gar nicht der Fall ist. Aber gestern war ich wieder in der Schule und ich muss sagen, dass es schon viel besser als am Montag war und dass es vielleicht ein wenig Zeit braucht, bis man sich an die gegenseitige Mentalität gewöhnt. Naja, auf jeden Fall lief der Montag nicht so ganz nach unseren Vorstellungen ab.
Am Dienstag sah dann aber alles schon wieder anders aus und wir hatten wieder einen tollen Tag. Wie bereits letzten Freitag, durften wir Mary und Elli (die beiden Sozialarbeiter/innen) mit zu den Hausbesuchen begleiten. Zunächst holten wir die Kinder, die wir beim letzten Besuch kennengelernt hatten, zum Medizincheck ab. Es wird ein HIV-Test gemacht und sollte dieser positiv ausfallen, ist es so, dass die Kinder in ein anderes Heim kommen würden von einer Organisation, die auf HIV-positive Kinder spezialisiert ist, da die Gefahr der Ansteckung beim Spielen (kratzen, beißen, etc.) der Kinder untereinander zu groß ist. Bei den größeren Kindern in Ngorika leben jedoch auch einige infizierte Kinder, die dort auch täglich mit den notwendigen Medikamenten versorgt werden. Bei den drei Kindern (ein einzelnes Mädchen und zwei Zwillingsmädchen) fiel der Test zum Glück negativ aus und so konnten wir sie anschließend nach Kikatiti in den Kindergarten bringen. Anschließend sind wir noch zu zwei Familien gefahren, deren Kinder bereits im Happy Watoto Heim leben – es wird geschaut, wie es der Familie geht etc. Die Hausbesuche in der letzten Woche waren ja schon extrem heftig und wir hätten nicht gedacht, dass diese nochmal gesteigert werden können… Aber die Wohnverhältnisse, die uns dieses Mal erwarteten, waren tatsächlich nochmal schlimmer. In der ersten Familie teilten sich fünf Personen eine Matratze. Es gab kein Fenster, es war stockdunkel, dreckig und stank. Die Mutter hockte zusammengekauert auf der Matratze, daneben ein Kleinkind, das einen Müllsack als Windel umgebunden hatte. Ganz leise erzählte die Mutter, dass sie aktuell krank sei, es ihr aber sonst den Umständen entsprechend gut ginge… Wir fuhren dann weiter zur zweiten Familie. Dort kam uns die Frau schon freudestrahlend entgegen und freute sich riesig, dass wir „Weiße“ dabei waren, da ihr eine Weiße ein Startkapital gegeben hat, durch welches sie nun Obst und Gemüse verkaufen kann und sich somit ihre Unterkunft und wenigstens ein bisschen Essen leisten kann. Auch in ihrem Zuhause fanden wir wieder unvorstellbare Zustände vor und doch war sie so dankbar, überhaupt gemauerte Wände um sich herum zu haben. Wir sind nach jedem Hausbesuch wirklich total geschockt, unter welchen Umständen Menschen hier leben müssen und können das immer noch nicht richtig begreifen, da es für uns so realitätsfern ist – obwohl wir es mit eigenen Augen sehen…



Am Mittwoch ging es für uns dann in den Kindergarten. Die Kinder dort sind wirklich so unglaublich süß und kommen direkt auf uns zu. Problematisch war und ist leider nur, dass die beiden Zwillingsmädchen nun jedes Mal bitterlich anfangen zu weinen, wenn sie uns sehen, da wir sie ja von Zuhause abgeholt haben und sie zurück zu ihrer Mama wollen und denken, dass wir sie auch zurückbringen können. Das bricht uns wirklich das Herz, denn auch, wenn wir wissen, dass es im Endeffekt nur positiv für die Mädchen ist, diesen Platz im Heim erhalten zu haben, vermissen sie ja trotzdem ihr Zuhause und vor allem ihre Mama. Wir haben ja nun mit eigenen Augen gesehen, warum Mütter ihre Kinder hier freiwillig in ein Heim geben und trotzdem ist das für uns ja unvorstellbar. Laut den Erzieherinnen dauert es ca. zwei Wochen, bis sich die Kinder eingewöhnt haben und an jedem letzten Samstag im Monat kann die Mama zu Besuch kommen. Isabel ist mittags dann mit den Sozialarbeiter/innen zurück nach Ngorika gefahren und hat noch in der Schule geholfen. Ich bin bis nachmittags geblieben und habe mich dann alleine auf den Rückweg gemacht: einfach an die Straße gestellt, kurz gewartet und dann kam auch schon ein „Dalla-Dalla“ – nur leider ziemlich überfüllt… 25 Leute saßen und standen in dem Mini-Bus… Das ist Afrika!

Donnerstag waren wir dann beide den ganzen Tag im Kindergarten und sind während der zwei Stunden, in denen die Kinder mittags schlafen, zum Einkaufen gefahren. Auch an dem Tag haben wir uns fast ausschließlich um die Zwillinge gekümmert, da sie sofort weinen, wenn wir auch nur einen Schritt zur Seite gehen…

Gestern begann unser Tag dann erst in der Schule, bis wir einen Anruf von Mary bekamen, dass wir heute nach Arusha fahren und dort in der Nähe eine weiterführende Schule besuchen, an der wir die Sportklamotten von Sebastian Hille verteilen können. Auf diese Schule gehen drei Kinder, die vorher auf der Happy Watoto Schule waren und dementsprechend auch aus sehr armen Verhältnissen kommen. Wir verteilten ein paar der Sachen, hatten jedoch gehofft, dort alles verteilen zu können, bis wir erfuhren, dass der Rest bereits ohne unser Beisein verteilt wurde. Das hat uns etwas enttäuscht, denn auch mit den anderen Sachen (Sportschuhe, Fußbälle, Stifte, Spielzeug, etc.), die wir für die Kinder im Heim mitgebracht haben, war es schon so, dass wir nicht beim Verteilen dabei waren. Auf der einen Seite können wir dies verstehen, da es halt immer so ist, dass es dann Geschenke gibt, wenn die „Weißen“ kommen, auf der anderen Seite wären wir natürlich gerne selber dabei gewesen und hätten gesehen, wie sich die Kinder freuen…

Heute Morgen sind wir dann zum ersten Mal in eine Lodge gefahren und haben den ganzen Tag dort verbracht. Nach zehn Tagen nur Reis, Bohnen und Maisbrei kam es uns dort vor wie im Paradies. Cappuccino, Wasser mit Kohlensäure und als Highlight zum Mitttagessen einen Burger mit Pommes… So langsam verstehen wir, warum die Leute im Dschungelcamp so abgehen, wenn sie was anderes zu Essen bekommen als Reis und Bohnen. In der Lodge konnten wir zudem die Liegen am Pool nutzen und gegen Bezahlung auch den Pool an sich. Wir haben den Tag richtig genossen, denn zwischendurch braucht man wirklich mal eine Erholungspause… Die Lodge ist total schön angelegt. Freilaufende Affen und Zebras und absolute Ruhe – außer das Zwitschern der Vögel. Wir haben uns auf jeden Fall vorgenommen, am Wochenende immer etwas zu unternehmen. Entweder fahren wir in eine Lodge, mal nach Arusha, oder zu Wasserfällen in der Nähe.

Bis dahin erstmal,

Jacky










Eines der Zwillingsmädchen, das immer weint


Die Frau, die sich so über unseren Hausbesuch gefreut hat

Das Zimmer der Familie reicht von einer Tür zur anderen



















Mount Meru Game Lodge




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